Nachhaltige und klimagerechte Waldwirtschaft
Leitlinien für die Bewirtschaftung des Purkersdorfer Gemeindewalds
Auf Vorschlag des Naturparks hat die Stadtgemeinde Purkersdorf im September 2020 neue Leitlinien für die nachhaltige und klimagerechte Bewirtschaftung des Gemeindewalds beschlossen.
Ziel der Bewirtschaftung
Ziel der Bewirtschaftung ist die Nutzung des Gemeindewalds als Erholungswald für die Bevölkerung und als Schutzgebiet für eine intakte Biodiversität. Die Bewirtschaftung richtet sich nach diesen beiden Anforderungen.
Leitlinien
- Um den Wald stabiler und schattiger zu machen, werden die bereits in den letzten Jahren begonnene Diversifizierung der Bestände sowie die sukzessive Adaptierung der Baumarten an die erwartbaren wärmeren Klimabedingungen fortgesetzt.
- Wie im Entwicklungskonzept des Naturparks vorgesehen, werden 3-5 dauerhafte Altholzzellen zu je 1 ha eingerichtet.
- Die Nutzung wird sukzessive von Altersklassennutzung auf Einzelnutzung umgestellt. Die Entnahmen erfolgen insbesondere durch Freistellungen von Nachwuchs. Die jährliche Entnahme wird auf jährlich etwa 100 fm begrenzt, das sind etwa 1/3 der gemäß aktuellem Operat möglichen Menge. Auf großflächige Schlägerungen von Altholz wird verzichtet, soweit es nicht aus allfälligen sonstigen forstlichen Gründen erforderlich ist. Die Durchführung von forstlichen Maßnahmen wird mit dem Vorstand des Naturparks Purkersdorf abgestimmt.
- Die kleinräumige Holzernte soll durch regionale Gewerbebetriebe erfolgen und – soweit sie nicht als Rundholz genutzt wird - lokal als Brennholz verwertet werden. Die damit erzielten Einnahmen sollen möglichst direkt und prioritär für den Erhalt der Biodiversität sowie für die erforderliche Wegesicherung im Wald und bei Alleebäumen genutzt werden.
- Die obigen Leitlinien werden bei der Erstellung des kommenden 10-jährigen Operats als Bewirtschaftungsziele und -vorgaben berücksichtigt.
Kurzfristige finanzielle Einbußen…
Durch die neue Bewirtschaftungsweise wird die Holzernte insgesamt geringer, gleichzeitig werden durch den Verzicht auf flächigen Altholzschlägerungen die Kosten für die Bringung höher. Gegenüber der derzeitigen Bewirtschaftung wird der Einnahmenausfall für die Stadtgemeinde bei etwa 10.000 € pro Jahr liegen.
…bringen langfristige Vorteile...
Dem mittelfristigen Einnahmenausfall stehen allerdings die längerfristigen Vorteile gegenüber, dass der Wald gegenüber Klimaänderungen widerstandsfähiger und insgesamt schattiger – und damit für die Bevölkerung attraktiver) wird. Das Durchschnittsalter der Bäume wird höher und die Bestände bieten damit gute Voraussetzungen für den Erhalt der Biodiversität.
600 t CO2-Speicherung in den ersten 3 Jahren
Im Jahr 2021 wurde die Holzentnahme im Naturpark auf 135 fm zurückgefahren und im Jahr 2022 konnten wir dies sogar auf 10 fm reduzieren. Im Jahr 2023 wurden etwa 27 fm Holz, das bei der von der BH vorgeschriebenen Freistellung einer Äsungsfläche im Rehgatter angefallen ist, entnommen.
Über die ersten 3 Jahre der neuen Bewirtschaftung wurden also etwa 160 fm Holz entnommen, was weniger als 18 % der üblicherweise forstlich nachhaltigen Entnahmemenge von 900 fm ist. Damit sind knapp 740 fm als „stehendes Holz“ im Wald verblieben, was einer rechnerischen CO2-Speicherung von zumindest 600 t in den letzten drei Jahren entspricht. Als sichtbarer Vergleich, dies entspricht der Verbrennung von etwa 225.000 l Heizöl oder 3,9 Mio Kilometer PKW-Fahrleistung. Wenn man aber bedenkt, dass sich mit mehr und älteren Bäumen auch die CO2-Speicherung im Boden deutlich erhöht, war die gesamte CO2-Speicherung vermutlich weitaus größer.