Jahresbericht 2022

Wir haben viel erreicht...

Im Jahr 2022 hat der Naturpark Purkersdorf viele wichtige Dinge auf den Weg gebracht. Neben den vielen Routinetätigkeiten zur Erhaltung und den Betrieb des Naturparks sowie unseres bewährten waldpädagogischen Programms haben wir drei extern finanzierte Projekte umgesetzt: ein Projekt der NÖ Naturschutzabteilung zur Qualitätsverbesserung bei Naturschutz- und Bildungsmaßnahmen, ein Projekt des Vereins NÖ Naturparke zur Unterstützung bei der Umsetzung der Naturparkstrategie, sowie ein Projekt des NÖ Landschaftsfonds zur Verbesserung der touristischen Infrastruktur (mit Schwerpunkt Rehgehege). 

Mit diesem Tätigkeitsbericht versuchen wir erstmals ein neues Format. Wir berichten nicht nur unsere Leistungen im abgelaufenen Jahr, sondern wir messen diese an unseren Zielen gemäß geltendem Naturparkkonzept, aufgegliedert nach den 4 Themen (Säulen), nach denen sich alle österreichischen Naturparke auszurichten haben. Dadurch können wir besser erkennen, was uns letztes Jahr gut gelungen ist und wobei wir uns noch verbessern müssen.

Wir bedanken uns bei allen, die im vergangenen Jahr zum Erreichen unserer Ziele beigetragen haben!

Thema Naturschutz

Unsere Ziele

Im Naturparkkonzept des Jahres 2019 haben wir uns vorgenommen, die Diversität der Kulturlandschaft des Wienerwalds zu verbessern und zusätzliche Lebensräume und Rückzugsorte für schutzbedürftig eingestufte Tiere und Pflanzen aufzubauen, sowie Natur-Pufferzonen im Randbereich der Stadt etablieren. Weiters sollte der Naturpark durch naturnahe Bestandsumwandlungen besser an den Klimawandel angepasst werden.
Leitlinie für die Umsetzung dieser Ziele war ein Maßnahmenplan aus dem Jahr 2019 zum Erhalt der biologischen Vielfalt. Darin wurde vorgeschlagen, (a) besonnte Kleingewässer für Gelbbauchunken, Kammmolche und andere Amphibien zu etablieren, (b) mehrere jeweils ca. 1 ha große Altholzinseln mit alten Einzelbäumen und starkem, stehenden Totholz auszuweisen und damit für Eichenbock (Käfer), Spechte und Hohltaube einen passenden Lebensraum anzubieten, (c) die Schöffelsteinwiese wiederherzustellen, (d) mehrere besonnte Totholzhaufen zur Verbesserung des Lebensraums von Äskulapnattern und Zauneidechsen zu errichten und (e) an mehreren Standorten die Pimpernuss auszusetzen und zu fördern. Weiters sollte im Schintergraben durch Beauftragung externer Experten eine Nachsuche nach Steinkrebsen und der Libellenart „Große Quelljungfer“ gestartet werden.

Unsere Leistungen 2022

Nachhaltige Waldbewirtschaftung

Die Stadtgemeinde als Waldbesitzer hat im Jahr 2020 unserem Vorschlag zugestimmt, die Waldnutzung sukzessive von einer bisherigen Altersklassennutzung auf eine Einzelnutzung umzustellen und die jährliche Holzentnahme auf etwa 100 fm (das ist etwa ein Drittel der im Wirtschaftsplan vorgegebenen nachhaltigen Entnahmemenge) zu begrenzen. Nachdem 2021, im ersten Jahr der neuen Bewirtschaftung, die Holzentnahme auf 135 fm reduziert wurde, haben wir im Jahr 2022 nur mehr 10 fm entnommen. Damit wurde der Holzvorrat im Wald um zumindest 290 fm erhöht, was einer CO2-Speicherung von mindestens 500 t entspricht.

Maßnahmen gemäß Naturschutzstrategie

Im Jahr 2022 haben wir die seit 2020 laufende Implementierung des Maßnahmenplans fortgesetzt.
Im Bereich des Schintergrabens haben wir kleine Feuchtstellen – zum Beispiel mit Regenwasser gefüllte alte Traktorspuren – erhalten, damit mehr Laichstellen für Gelbbauchunken und Kammmolche verfügbar werden. Beim bestehenden Waldbiotop haben wir Anfang April wegen der Früh-jahrstrockenheit in Kooperation mit der Freiwilligen Feuerwehr als Notmaßnahme das fast ausgetrocknete Waldbiotop mit 30 m3 Wasser befüllt; womit wir für viele Amphibien, die im Frühjahr sonnige seichte Wasserstellen für den Laich brauchen, das Überleben gesichert haben.
Weiters haben wir zwei bestehende Altholzinseln mit alten lebenden und toten Einzelbäumen als Trittsteinbiotope gewidmet (siehe auch unten). Wir wollen damit einen langfristig sicheren Lebensraum insbesondere für den Eichenbock (Käfer) und den seltenen Schwarzspecht sichern.
Den schon im Jahr 2021 begonnenen Aufbau von besonnten Totholzhaufen haben wir weitergeführt und ausgebaut. An der Kellerwiese haben wir gemeinsam mit Naturpark-Schule einen neuen Totholzhaufen angelegt, zudem haben wir auf der Feihlerhöhe sowie beim Naturparkzentrum zusätzliche Totholzhaufen aufgebaut, damit zusätzliche Lebensräume für Schlangen, Salamander und Igel sowie Überwinterungsmöglichkeiten für wichtige Insekten entstehen.
Die Schöffelsteinwiese hat sich seit Beginn der Renaturierung im Jahr 2019 gut entwickelt. Im Jahr 2022 haben wir zur weiteren naturnahen Entwicklung beigetragen, indem wir sie zweimal gemäht, das Mähgut zur weiteren Abmagerung des Bodens weitgehend abtransportiert und die Blühflächen aufgefrischt haben. Zudem haben wir mit unserem Imker auf der Schöffelsteinwiese einen weiteren Bienenstock aufgestellt, wodurch die Ausbreitung von Wildblumen gefördert wird.
Den im Jahr 2021 neu gesetzten Pimpernussstandort beim NP-Zentrum haben wir 2022 mit einer Klimahecke erweitert. Beim neuen Wildbienen-Standort beim Darüber-Blick wurden ebenfalls heimische Gehölze, wie Heckenrosen und Wildkirschen nachgesetzt. Für das kommende Jahr planen wir noch weitere Pimpernuss-Pflanzungen entlang des Wienflusses.
Noch nicht umgesetzt haben wir die geplante Nachsuche nach Steinkrebs und der Großen Quelljungfer durch externe Experten. Wir streben dies in den nächsten Jahren an.

Trittsteinbiotope zur Lebensraumsicherung

In Kooperation mit dem Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (BFW) haben wir in zwei alten Rotbuchenbeständen mit dazugehörigem Totholzanteil je ein „Trittsteinbiotop“ ausgewiesen und abgegrenzt. Solche Biotope ermöglichen die Vernetzung von Lebensräumen, dienen als Refugien für Arten mit begrenzten Reichweiten und fördern die Wiederbesiedlung von bedrohten Populationen. Wir bieten damit vor allem für den geschützten Eichenbock-Käfer einen günstigen Lebensraum. Damit auch unsere Besucher:innen profitieren, haben wir Tafeln mit Informationen über die Bedeutung der Trittsteinbiotope für Ökologie und Forschung aufgestellt.

Naturpufferzone Feihlerhöhe

Die Feihlerhöhe, die eine wichtige Naturpufferzone zwischen Ballungsgebiet und Wald ist, haben wir weiter verbessert, indem wir die Mähzeitpunkte und Mähflächen so gelegt haben, dass Wildblumen und Kräuter, die für viele Insekten eine wichtige Nahrungsgrundlage sind, besser aussamen können. Durch den Abtransport des Mähguts haben wir die ökologisch wichtige „Abmagerung“ der Wiese gefördert. Damit die Wiese nicht verbuscht und ihre Funktion nicht verliert, haben wir die Brombeerstauden, die in den Randbereichen der Wiese sowie rund um die Obstbäume einwachsen, entfernt. Bei der zweiten Mahd im Spätherbst haben wir mehrere ungemähte Grasinseln stehen lassen, um den zahlreichen Insekten (vor allem den Schmetterlingen), die im Herbst altes hohes Gras für die Eiablage und die Futtersuche brauchen, bessere Bedingungen anzubieten.

Klimaschutz und Klimaanpassung

Klimaschutz ist eine langfristige Aufgabe. Daher setzen wir bei unseren Aktivitäten darauf, dass sie möglichst in engem Kontakt und direkter Zusammenarbeit mit Schülern und Jugendlichen gesetzt werden. Wir gehen davon aus, dass die jetzigen Jugendlichen in den nächsten 20 Jahren stark zur Meinungsbildung (auch der ihrer Eltern) beitragen werden.
Wir haben unsere Informationskanäle auf Facebook und Instagram häufig genutzt, um auf die Zusammenhänge von Klimaschutz und Naturschutz hinzuweisen: Klimaschutz ist für eine intakte Natur unabdinglich, und Natur spielt eine große Rolle für den Klimaschutz und die Klimafolgenanpassung. Bei beiden Interaktionen spielt der Wald eine wesentliche Rolle, einerseits als sensibles Waldökosystem, andererseits als Kohlenstoffspeicher und Temperaturmoderator.
Sowohl beim Klimafest der Stadtgemeinde als auch beim Naturparkfest haben wir das Thema „Wald und Klima“ als Mitmachevents für Kinder und Jugendliche aufbereitet. In Kooperation mit der Gruppe „Save Soil“ haben wir in zwei anschaulichen Workshops auf die Bedeutung des Waldbodens als wichtigen Wasserspeicher sowie auf die damit verbundenen Leistungen des Waldes hingewiesen.
Durch die medienwirksame Pflanzung von regionalen Gehölzen gemeinsam mit Schüler:innen der Naturpark-Schule Purkersdorf haben wir die Rolle der standortangepassten Vegetation für die notwendigen Klimaanpassungen hervorgehoben.
Ein mit der Klimaänderung direkt zusammenhängendes Problem sind die in den letzten Jahren vermehrt auftretenden Starkregenereignisse, die wir auch im Naturpark spüren, weil der fallweise heftige Niederschlag im Bereich des Naturparkzentrums manchmal über die dortigen Einrichtungen geflossen ist und z.B. den Fallschutz des Waldspielbereiches abgeschwemmt und diesen bis auf die Rudolf-Hankegasse ausgespült hat. Wir haben Anpassungsmaßnahmen gesetzt, indem wir den Bewuchs durch wasserhaltende Klimahecken gefördert und für den restlichen Abfluss einen schon früher bestehenden, aber mittlerweile durch Erosion verlegten alten Tobel reaktiviert haben.
Aufforstungen durch trockenresistentere Baumarten wie Tannen und Weißkiefern waren im Jahr 2022 nicht erforderlich, da es kaum Schlägerungen gab und mit der Vegetationsanpassung durch Tanne bereits in den letzten Jahren begonnen wurde.

Thema Bildung

Unsere Ziele

Die wesentlichen Ziele unseres Naturparkkonzepts zum Thema Bildung sind, das bestehende Naturparkzentrum zu einem wetterfesten Lernraum für einen naturnahen Regelunterricht von Schulklassen auszubauen und die bestehenden Einrichtungen für einen naturnahen Anschauungsunterricht zu adaptieren.
Weiters sollten die bestehenden Einrichtungen und Informationsbereiche verbessert und das bereits gut entwickelte waldpädagogische Programm ausgebaut werden, wobei auch die Randzonen des Naturparks, wie z.B. die Streuobstwiese Fehlerhöhe oder die Schöffelsteinwiese in die Bildungsarbeit eingebunden werden sollten.

Unsere Leistungen 2022

Der Naturpark Purkersdorf ist beim Thema Bildung innerhalb des Netzwerks der NÖ Naturparke ein Schwergewicht. Durch die gute Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln und die Nähe zum Großraum Wien sind wir ein attraktiver Bildungspartner für Schulen. Aufgrund dieser hohen Nachfrage haben wir in den letzten Jahren das waldpädagogische Angebot stark professionalisieren und ausbauen können.
Im Jahr 2022 konnten wir den Naturpark als lokaler Bildungspartner und Wissensvermittler noch besser positionieren und die Stellung des Naturparks Purkersdorf als einer der beim Thema Bildung führenden NÖ Naturparke weiter stärken.

Waldpädagogik und Veranstaltungen

In Berichtsjahr konnten wir dem Auslaufen der Coronabeschränkungen wieder deutlich mehr waldpädagogische Ausgänge und Veranstaltungen durchführen.
Wir haben 5 Führungen zu Naturthemen angeboten, wie etwa zur Vogelwelt im Wienerwald, zu den Heilpilzen, zu den Spuren der Wildtiere oder zum achtsamen Umgang in und mit der Natur.
Im Rahmen unseres Schulprogramms fanden 40 Waldausgänge mit knapp 1 000 Schüler aus Purkersdorf, aus der näheren Umgebung sowie aus Wien statt. Den bereits gut gebuchten Schüler-Aktionstag auf der Feihlerhöhe mussten wir leider aufgrund des schlechten Wetters absagen, dieser wird aber 2023 wieder angeboten.

Wald ist Klasse

Unser auf 4 Jahre angelegtes Pilotprojekt „Lernraum Naturpark – Wald ist Klasse“, das wir im Jahr 2019 mit der Volksschule Gablitz (und mit Unterstützung des Dachverbands der Naturpark Österreich (VNÖ) und der Marktgemeinde Gablitz) begonnen hatten, wurde mit 2 Klassen weitergeführt. Dieses Programm hat sich gut bewährt und wurde 2022 erstmals auch von 3 Klassen der Volksschule Purkersdorf übernommen. Im Rahmen des Programms konnten wir unsere Kompetenzen zur Naturvermittlung deutlich ausbauen. Anfang 2023 wurden wir dafür mit dem Hans-Czettel-Förderpreis ausgezeichnet.

Naturpark-Schulen

Zum Tag der Artenvielfalt haben wir mit der Naturpark-Schule ASO und den beiden Partner-Volksschulen Purkersdorf und Gablitz das Thema „Landschaften voller Klimafüchse“ bearbeitet; dazu haben wir vor den Schulen kleine Blühflächen für Insekten installiert.
Die Naturpark-Schule ASO haben wir bei der externen Evaluierung, die zur Beibehaltung des Prädikats „Naturpark-Schule“ notwendig war, unterstützt. Die ASO nutzt den Naturpark für einen monatlichen Naturparkschultag im Wald. Dabei haben wir im Herbst gemeinsam Sträucher gepflanzt und eine Totholzhecke angelegt. Diese Naturparkschultage sollen 2023 fortgesetzt werden.
Die Suche nach einem passenden Naturpark-Kindergarten war leider erfolglos, wird aber im Jahr 2023 fortgesetzt.

Naturbeobachtungsstationen

Beim Naturparkzentrum haben wir eine Beobachtungsstation auf das Thema Regenwürmer erweitert. Damit bieten wir unseren Besuchern die Chance, die Bedeutung der Bodentiere verstärkt wahrzunehmen.
Die Bienenstation auf der durch den Wald bereits fast überwucherten Bienenplattform haben wir gemeinsam mit dem Naturpark-Imker zum Naturparkzentrum und auf die sonnige Schöffelsteinwiese übergesiedelt. Auf der Darüberblick-Plattform stehen jetzt statt der Bienenstöcke ein Insektenhotel und eine große Wildbienen-Informationsstation, die den Besuchern die Bedeutung der Wildbienen für den Lebensraum vermittelt und zugleich mit einer Sitzbank zum entspannten Naturgenuss einlädt.

Infrastruktur für Schule in der Natur

Auf der Kellerwiese – also im Nahbereich der umliegenden Schulen – haben wir eine Holzstamm-Sitztribüne angelegt. Mit diesem Freiluft-Amphitheater bieten wir den Pädagog:innen der Schulen die Möglichkeit, auch für kürzere Zeitspannen (also etwa für eine Unterrichtseinheit) einen spontanen Fachunterricht in der Natur umsetzen können.
Beim Verein Niederösterreichische Naturparke VNN haben wir im Jahr 2022 eine externe Fachberatung angefordert, mit der wir unsere Bildungsangebote noch weiter verbessern können. Wir werden die Empfehlungen ab dem Jahr 2023 umsetzen.
Unser Ziel, das bestehende Holzlabor zu einem wetterfesten Lernraum für einen naturnahen Regelunterricht auszubauen haben wir im Jahr 2022 leider nicht realisieren können. Grund dafür ist, dass EU-Förderprojekt zur Errichtung der Waldklasse im Naturparkzentrum, welches wir bereits im September 2021 eingereicht haben, auf einer administrativen Wartebank gelandet ist.

Thema Erholung

Erholung ist eine wichtige Säule in der Naturparkarbeit, aber für uns ein manchmal schwieriges Thema. Der flächenmäßig kleine Naturpark Purkersdorf wird von sehr vielen Menschen besucht: während der Woche sind dies viele Schulklassen und am Wochenende vor allem Familien mit Kindern. Die hohe Nachfrage freut uns einerseits, weil sie die Attraktivität unseres Naturparks zeigt; andererseits gibt es natürlich oft große Probleme, zum Beispiel mit dem anfallenden Müll oder mit Vandalismus.
Leider sind bei der Naturparke-Förderung des Landes NÖ die Maßnahmen zum Thema Erholung ausdrücklich ausgeschlossen, sodass wir (so wie bisher immer) auch im Jahr 2022 für die notwendigen Mittel zur Erhaltung auf die Förderung der Stadtgemeinde und für den Ausbau der Einrichtungen auf Förderungen durch den NÖ Landschaftsfonds angewiesen sind (bei welchem aber nur 50% der nachgewiesenen Kosten gefördert werden).
Dank der Unterstützung der Stadtgemeinde konnten wir im Jahr 2022 viele wichtige Leistungen erbringen.

Unsere Ziele

In unserem Naturparkkonzept ist als wichtigstes Ziel zum Thema Erholung die sanfte Weiterentwicklung des bestehenden Naturparkgebiets durch Pflege und Ausbau von Themenwegen vorgesehen, inklusive einer stärkeren Einbindung des bisher wenig beachteten Wienflusses. Dabei geht es uns um die Verbindung der Erholungsfunktion des Waldes mit psychischer und physischer Gesundheit.
Mit den stark gestiegenen Besucherzahlen während der Pandemie-Lockdowns hat sich gezeigt, dass mit zunehmender Attraktivität des Naturparks eine gute Besucherlenkung immer wichtiger wird. Es ist wichtig, Ruhezonen und Aktivitätszonen besser abzugrenzen, Begegnungszonen für ein breites Publikum zu stärken, sowie Entdeckungsmöglichkeiten entlang der Wege abseits des Naturlehrpfades aufzubauen. Von einigen Naturschutzzonen werden wir in Zukunft unsere Besucher:innen möglicherweise sogar fernhalten müssen, damit die dortigen Lebensräume nicht zerstört und die Tiere nicht gestört werden.
Zur Verminderung der unsachgemäßen Nutzung von Naturparkeinrichtungen (oder fallweise auch deren Zerstörung) haben wir uns vorgenommen, in Kooperation mit lokalen Partnern Präventionsprogramme zu entwickeln und einen gemeinsamen Workshop dazu abzuhalten.

Unsere Leistungen 2022

Erhaltung der Naturpark-Infrastruktur

Die meisten Tätigkeiten der Naturparkbetreuung dienen dem Thema Erholung. Unsere Naturpark-Einrichtungen wurden ständig gewartet. Vor allem die Betreuung der Tiergehege auf der Kellerwiese und die Wildgatter in Deutschwald sind aufwändig und binden jedes Jahr einen großen Teil unserer personellen und finanziellen Ressourcen. Für das Wildschweingehege konnten wir im Jahr 2022 einen Sponsor finden, mit dessen Spende wir einen Teil des nötigen Wildtierfutters abdecken konnten.
Auch die Erhaltung der Wanderwege, Spielplätze, Attraktionen und Raststationen ist aufwendig, zumal es laufend Reparaturnotwendigkeiten gibt.

Besucherlenkung

Wir haben im Jahr 2022 begonnen, die Beschilderung zu verbessern und die Besucher:innen vom sehr dicht begangenen Naturlehrpfad auch auf andere Teile des Naturparks zu lenken.
Mit Mitteln des NÖ Landschaftsfonds und der Stadtgemeinde konnten wir eine neue Beschilderung der Rudolfswarte und der dorthin führenden Wege machen. Auch wenn die Rudolfswarte etwas außerhalb des eigentlichen Naturparkgebiets liegt, gehört sie zu den wichtigsten Attraktionen und wird viel besucht. Mit der neuen Beschilderung informieren wir die Besucher:innen auch darüber, dass die Warte mit einem erheblichen finanziellen Aufwand von der Stadtgemeinde Purkersdorf erhalten wird.

Neues Rehgehege

Hirsch- und Wildschweingehege gehören zu den Hauptattraktionen des Naturparks und sind Anziehungspunkte insbesondere für Familien. Das bisherige Rehgehege wurde sowohl von den Besuchern als auch von den Rehen weniger geschätzt; wegen der Nähe zum viel begangenen Zugang haben sich die Rehe oft nicht wohl gefühlt und versteckt, zumal sie auch manchmal von Hunden verängstigt wurden.
Im Jahr 2022 konnten wir ein neues Rehgehege errichten, das knapp doppelt so groß ist wie das bisherige Gehege und bessere Rückzugsmöglichkeiten für die beiden zahmen Rehe bietet. Wir rechnen damit, dass sich durch das geschütztere neue Gehege bald Nachwuchs einstellt. Das alte Gehege war ohnedies baufällig und hätte mit nicht unerheblichen Kosten saniert werden müssen. Die Hälfte der Kosten des neuen Geheges wurden vom NÖ Landschaftsfonds gefördert, einen Teil haben wir durch ein Sponsoring einer Purkersdorfer Immobilien-Firma abgedeckt, für den Rest sind wir noch auf Suche nach weiteren Sponsoren.

Vandalismus-Präventionsprogramm

Auf Anregung der Stadtgemeinde Purkersdorf haben wir mit einem Vandalismus-Präventionsprogramm begonnen. Wir haben dazu sowohl das Jugendzentrum als auch die Schulen angesprochen. Eine interessierte Klasse der Josef-Schöffel-Mittelschule haben wir bei einem Projekt über „Wahrnehmung der Natur“ unterstützt, in dem die Schüler ein beeindruckendes Video produziert haben. Bei einem Round-Table mit Jugendlichen hat sich herausgestellt, dass ein wichtiges Element der Vandalismus-Prävention ist, wenn die Besucher:innen beim Zugang zum Naturpark bewusst wahrnehmen, dass sie dort ein Teil der Natur sind; dadurch werden sie mehr dazu angehalten, den Wald, die Natur und Naturpark-Einrichtungen wertzuschätzen. Wir haben aus den Ergebnissen einen Auftrag abgeleitet, ab 2023 die Zugänge zum Naturpark besser mit einer Botschaft in der Art „…ab hier beginnt die Natur…“ zu markieren.

Naturtouristische Weiterentwicklung

Seit Mitte des Jahres 2022 nehmen wir an einem Pilotprojekt des Landes Niederösterreich zur Stärkung der naturtouristischen Weiterentwicklung der Naturparke teil. Am Beispiel von 4 ausgewählten Naturparken geht es darum, Möglichkeiten zu finden, wie Naturparke für Besucher:innen besser erlebbar gemacht werden können. Dabei soll das naturtouristische Profil der Naturparke geschärft werden und innovative naturtouristische Produkte entwickelt werden, um die Besucher zu begeistern und eine höhere Wertschöpfung zu erzielen.
Das Land Niederösterreich hat uns dazu eine Expertin eines Tourismusberatungsunternehmens zur Verfügung gestellt. Anfang Dezember 2022 haben wir mit dieser Expertin einen ersten Workshop unter Beteiligung von Vertretern der Stadtgemeinde, des Wienerwald Tourismus, von Kooperationspartnern des Naturparks und Waldpädagoginnen ein 1.Workshop organisiert. Die externe Expertin hat unseren Naturpark „als kompaktes, wirklich tolles Naturerlebnis am Stadtrand von Wien“ mit einer beispielhaft guten Präsenz im Internet beschrieben. Verbesserungspotenzial wurde bei der Markierung der Zugänge und bei der Beschilderung der Wanderwege festgestellt. Außerdem wurde auf die Wichtigkeit einer guten Gastronomie im Umfeld des Naturparks hingewiesen.
Bei der Beteiligung am Pilotprojekt geht uns nicht darum, durch die naturtouristische Weiterentwicklung mehr Besucher in unseren Naturpark zu bekommen, sondern darum, dass wir den natursuchenden Besuchern attraktive Themen anbieten und zudem auch den Hauptplatz als relevanten Teil eines Naturpark-Besuchs integrieren.
Als ersten Schritt haben wir noch im Dezember begonnen, unsere zahlreichen Informationstafeln mit dem neuen NÖ-weit empfohlenen Design und unserer Naturparkfarbe zu vereinheitlichen. Für das Jahr 2023 wollen wir einen Schwerpunkt unserer Arbeiten auf die Installierung eines konsistenten und ansprechenden Besucher-Leitsystems setzen.

Thema Regionalentwicklung

In vielen Regionen Niederösterreichs wurden Naturparke als Motoren für die Regionalentwicklung genutzt, etwa um den Tourismus anzukurbeln. Für die vier Naturparke im Großraum Wien (neben Purkersdorf sind das die Naturparke Sparbach, Föhrenberge, Eichenhain und Mannersdorf) muss allerdings das Thema Regionalentwicklung anders konzipiert werden als in den Randregionen. Es geht uns nicht nur um die wirtschaftliche Entwicklung in der Region, sondern vor allem um die Entwicklung der Lebensqualität. Zu dieser gehört auch die Identifikation der Bewohner:innen mit ihrer Naturparkregion und einer entsprechenden Wertschätzung für Natur.

Unsere Ziele

Zum Thema Regionalentwicklung haben wir in unserem Naturparkkonzept festgehalten, dass uns die Stärkung der Kooperation mit umliegenden Gemeinden wichtig ist, um damit die regionale Lebensqualität verbessern zu können. Durch eine engere Kooperation mit regionalen Produzenten oder Dienstleistern sollte die Wertschöpfung durch Produkte, die als Naturpark-Spezialität gelten, erhöht werden.
Wir haben uns vorgenommen, mit den regionalen Partnern wie zB mit dem Biosphärenpark Wienerwald (BPWW) und den benachbarten Naturparken die Programmangebote und Schutzmaßnahmen besser abzustimmen, sowie uns mit ähnlichen Bildungseinrichtungen und Schutzgebieten zur Erweiterung unserer Angebote zu vernetzen.

Unsere Leistungen 2022

Kooperation mit der Stadtgemeinde Purkersdorf

Die stets enge Kooperation mit der Stadtgemeinde Purkersdorf wurde weiter verstärkt. Bei unserer gut sichtbaren regelmäßigen Präsenz im Amtsblatt der Stadtgemeinde, in dem wir die Bevölkerung über unsere Tätigkeiten informieren, geht es uns vor allem darum, dass die Bevölkerung den Naturpark als wichtigen und untrennbaren Teil ihrer Heimat wahrnimmt und ein Sensorium für Natur entwickelt.
Mit der Stadtbibliothek haben wir unsere Bildungskompetenz für die Organisation und Durchführung von 3 Veranstaltungen zum Thema „Lesen im Grünen“ eingebracht. Der Naturpark war zudem bei den Klimatagen der Stadtgemeinde vertreten und hat dort in Zusammenarbeit mit der Gruppe “Save Soil“ ein Workshop über die Bedeutung des Bodens für den Klimaschutz angeboten.

Kooperation mit Gemeinde Gablitz

Überraschend gut hat sich die Kooperation mit der Marktgemeinde Gablitz entwickelt, wo der Naturpark in der dortigen Gemeindezeitung regelmäßig mit einer Doppelseite vertreten war. Anlass für diese freundliche Geste der Nachbargemeinde war die erfolgreiche Kooperation des Naturparks mit der Volksschule Gablitz im Zuge des Projekts „Lernraum Natur – Wald ist Klasse“.

Naturparkfest

Zur Stärkung der Präsenz des Naturparks bei der Bevölkerung dient unser jährliches Naturparkfest im September, das nach 2 Jahren mit Corona-Einschränkungen endlich wieder im „freien“ Format stattfinden konnte. Trotz des eher kalten Wetters kamen 300 Besucher:innen – darunter mehr als die Hälfte Kinder – um an vielen Stationen Spannendes über den Wald und seine Bedeutung für das Klima zu erfahren.

Vernetzung mit Bildungseinrichtungen und Schutzgebieten

Mit dem Biosphärenpark Wienerwald (BPWW) gibt es enge Abstimmungen bei Veranstaltungen. Der BPWW hat uns bei der Bewerbung der Veranstaltungen und bei der Durchführung des Naturparkfests unterstützt, wir haben dem BPWW beim Biosphären-Cup geholfen, der 2022 als digitale Rätsel-Rallye organisiert wurde.
Mit dem Naturpark Sparbach verbindet uns schon eine lange Zusammenarbeit, die wir häufig auf informellen Weg nützen. Im Jahr 2022 haben wir die Kollegen in Sparbach bei ihrer Jubiläumsfeier mit einer Feststation unterstützt. Zudem halten wir einen engen Kontakt auf Ebene des Naturparkmanagements, bei dem wir uns über die Erfahrungen bei Besucherlenkung und Veranstaltungen austauschen.

Naturpark-Produkte

Die bereits seit vielen Jahren laufende Kooperation mit dem Naturpark-Imker haben wir auch im Jahr 2022 weiter verstärkt. Sehr gut angekommen ist das Schauschleudern, bei dem unsere Besucher:innen „mit allen Sinnen“ erleben, wie Naturpark-Honig gewonnen wird. Außerdem haben wir einen Wettbewerb zur Gestaltung von Etiketten für den Naturpark-Honig durchgeführt, für den es mehr als 40 durchwegs gute Einsendungen gab. Mit diesem Wettbewerb, der 2021 zum ersten Mal stattgefunden hat, ist es uns gelungen, die Aufmerksamkeit der Bevölkerung (und der Medien) wieder stärker darauf zu richten, dass Naturparke auch Kulturlandschaften sind, aus denen auch Kulturprodukte gewonnen werden.
Leider ist es uns nicht gelungen, das Angebot an Naturparkprodukten auszuweiten. Wir hatten mehrere Gespräche mit möglichen Produzenten, konnten aber keinen konkreten Abschluss erreichen.
Bei einer anderen Art von Naturpark-Produkten, nämlich Dienstleistungen, sind wir viel erfolgreicher. Wir kooperieren mit mehreren lokalen und regionalen Anbietern, die unseren Naturpark für Wald-Kindergeburtstage, Natur-Feriencamps, Yoga- und Kunstlektionen nutzen. Damit geben wir lokalen Dienstleistern eine Chance, den Naturpark für ein dafür angepasstes Angebot zu nutzen.